Nikolaus, Buttnmandl & Kramperl

Von Brauchtum und alten Traditionen

Nikolaus - Einkehrbrauch

Im Berchtesgadener Talkessel besucht der Heilige Nikolaus mit seinen Buttnmandln und Kramperln die Kinder und deren Familien meist am 5. & 6. Dezember. Den Unartigen liest der Heilige die Leviten, wohl immer mit Bedacht auf Besserung. Die Braven werden freilich gelobt! Zum Besuch gehört meist auch ein gemeinsames Gebet.

Besonderheiten

Im Bischofswieser Ortsteil Loipl besucht der Heilige Nikolaus mit seinen finsteren Gesellen die Familien bereits am 1. Advent. In Winkl Land kehren die Buttnmandl seit jeher am 2. Advent ein. Ein letztes Mal schepperts dann an Heilig Abend in der Maria Gern.

Buttnmandl einer Berchtesgadener Bass

Loavn aus Holz oder Fell?

Welche Art von Loavn (Maske) die finsteren Gestalten einer Bass tragen (müssen/dürfen), wird seit Generationen innerhalb der jeweiligen Gruppe weitergeleitet. So gibt es durchaus Bassen in welchen  ausnahmslos Fell-Loavn getragen werden. Auf die Einhaltung dieser uralten Regeln achten die jeweiligen Moaster.

Holzmasken rund um Berchtesgaden

Rund um Berchtesgaden haben vor allem tierische Masken eine lange Tradition. Einige Bassen achten mit Nachdruck darauf, dass sich keine Alien- oder Horror- artigen Masken einschleichen. Diese haben nämlich nichts mit dem Brauch zu tun.

Gedanken zu Nikolaus & Krampus von Hannes Funk 
(von November 2020)

Bald ist er da, der Nikolaustag.

Normalerweise würden sich die Gefühle bei sehr vielen Menschen in den Gegenden mit diesem wundervollen Kramperl-Brauchtum geradezu überschlagen. Vor allem natürlich bei den Kramperln und Nikoläusen - doch viel wichtiger sind sie:

Die Kinder in den Familien und auch für manche Erwachsene sind der 5. & 6. Dezember zwei der wichtigsten und schönsten Tage im Jahr! Zwei Tage an denen sich Angst, Freude, Respekt und Begeisterung zu einer Melange des Glücks vereinen Als kleiner Bub konnte ich mich am 5. Und 6. Dezember kaum noch konzentrieren in der Schule. Vor allem wenn draußen dann noch Schnee lag, war mein Ruhepuls eher etwas erhöht. Der Gedanke zu wissen, dass der Heilige Nikolo mit Engerl und seinen finsteren Gesellen später am Tag durch den Schnee schreiten würde um uns zu besuchen, erfüllte mich mit dem stärksten Gefühl der absoluten Glückseligkeitich freute mich wie ein Schneekönig, wenn die Lehrkraft trotz frostigen Temperaturen mal das Fenster zum Lüften öffnete. Denn ich wartete immer sehnsüchtig auf das erste Glockengeläut in der Ferne. Natürlich gab's da nix zu hören. Allerdings spielte mir mein Gehör im Pausenhof dann schon den ein oder anderen Streich. Grad wenn eine Baustelle in hörbarer Nähe war, meinten meine Ohren doch bei den Geräuschen von aufeinander schlagenden Metallen, dass es Glocken sein könnten. Ich erzählte dann meinen Freunden in der Pause allerhand über Kramperl und Buttnmandl, fantasierte hier und da mal ein paar Details dazu, doch am allermeisten fragte ich mich ob der Nikolo wirklich wieder alles gesehen hat, was ich so das Jahr über getrieben habe. Vorsichtshalber malte ich mittags daheim noch ein paar Nikolo & Kramperl Bilder als eine Art Alibi/Entschuldigung für meine Ungezogenheiten. Mittags war ich dann so nervös, dass ich auch nicht wirklich Appetit hatte. Die Minuten vergingen wie Stunden bis wir dann am frühen Nachmittag zu Freunden fuhren um gemeinsam dem Hausbesuch des Nikolauses entgegen zu fiebern. Das Autoradio blieb aus, das Fahrttempo war langsamer als sonst und die Fenster stets einen Schlitz geöffnet. Und dann kam er, der Moment, in dem das erste Glockenscheppern zu hören war. Ein wohltuender Schauer fuhr mir durch den Leib, sorgte für allgegenwärtige Gänsehaut und mündete in glückseliger Erleichterung. Denn dann war es wirklich wieder so weit - nach einem langen Jahr Warterei war der, für mich persönlich, wichtigste Tag im Jahr da. Und ja ich träumte nicht. Ich hörte und sah auch schließlich die ersten Buttnmandl oder Kramperl.

Diese Gefühle habe ich mir glücklicherweise seit jeher erhalten.

Und als ich dann schliesslich selbst Kramperl wurde, war ich immer wieder fasziniert davon und glücklich darüber, dass mir unter der Loavn Freudentränen auskamen. Mein erstes G'schroa überschlug sich meist vor Überwältigung. Was für ein Segen so zu brennen für diesen Brauch. Ich habe den heiligen Bischof immer gern mit ins Haus begleitet und aufmerksam gelauscht was er da von sich gab. Über die Jahre malte ich mir schliesslich den für mich perfekten Sankt Nikolaus in meiner Fantasie aus. Seit einigen Jahren darf ich nun in tiefster Dankbarkeit dieses ehrenvolle Amt bekleiden und es erfüllt mich mit Demut, Freude, Stolz und vollkommener Glückseligkeit! Auch jetzt noch kullern mir Freudentränen in den Bart, wenn da Moaster in sei Herndl bläst und aus aller Kraft "AUFGÄÄÄHTS!" schreit und sich die Bass hinter mir in Bewegung setzt. Wir schreiten los, ein kurzer Blick zu meiner Engelstochter rüber, als Lohn ein breites Grinsen, meine zwei Brüder als Kramperl und/Ganggerl in der Bass zu wissen und ein Haufen durchtriebener wuider Burschn, die allesamt schwer in Ordnung sind, hinter mir zu wissen - JA, dann ist die Welt für mich in Ordnung und ich gehe meiner grössten Leidenschaft naches folgen bleibende Eindrücke: strahlende Gesichter, grosse staunende Kinderaugen, teils ergreifende Schicksale welche im goldenen Buche niedergeschrieben sind, die mich schon sehr stark zwingen ruhig und bedächtig weiterzulesen. Manchmal mit passenden Pausen um die Fassung waren zu können. Situationen die wir uns noch jahrelang erzählen werden, lustige Anekdoten... Eben ein Brauch fürs ganze Leben.

Und nun? Heuer, im Jahre 2020?

Die Gelegenheit, dass die Hausbesuche des heiligen Nikolauses wieder mehr an Wertschätzung und Respekt erfahren und die Hoffnung, dass sich wieder ein paar mehr Familien den Nikolaus nach Hause bestellen und die Wichtigkeit der Erhaltung dieses Brauchtums allein schon durch die Reaktionen und Erlebnisse der Kinder neu manifestieren möge. Gezwungenermaßen wird nun endlich die Sensationsgier unglaublich vieler Menschen unterdrückt und hoffentlich hinterlässt es einen bleibenden Eindruck auch für die kommenden Jahre. Wir brauchen keine Busse voller Ausflügler und Anhäufungen von Menschen welche sich dicht an dicht durch den Christkindlmarkt pressen um mit ihren Smartphones das möglichst beste und am besten aus nächster Nähe gefilmte Video von Kramperln und Buttnmandln zu kreieren welches Momente später in schlechter und verwackelter Qualität auf Youtube & Co raufgeladen wird. Nein das brauchen wir nicht um diesen Brauch auszuüben. Wir brauchen Familien, die gemeinsam daheim auf uns warten um unvergessliche Momente in stimmungsvoller Atmosphäre zu erleben. Gern auch ein paar Erinnerungsfotos machen, aber doch bitte nicht den Heiligen filmen oder gar nur durch die Linse des Smartphones den Vortrag des Bischofs verfolgen. Legt eure Handys beiseite wenn der Heilige Nikolaus spricht, hört gut zu, zollt den Bassen somit Respekt und ehrt den Brauch damit.

Wir gehen zum Ursprünglichen zurück, werden momentan stark geerdet und bekommen die Chance zu zeigen, was Zusammenhalt bedeudet. Wir sollten alle negativen Einflüsse umkehren in positive Engerie, Licht, Liebe, Demut, Freude und daraus unsere Kräfte ziehen. Interessiert euch nicht zu sehr was die Nachbarn treiben. Schaut in euren eigenen vier Wänden nach und kehrt am besten nur vor der eigenen Haustür. Helft einander und sprecht euch Mut zu. Seid da für diejenigen, die momentan eine einsame Zeit erfahren. Packt Neid, Kummer und Harm in den Mistkübel, denn wichtigere Dinge stehen nun an.

Backt Platzerl zusammen, übt Weihnachtslieder für Sankt Nikolaus und Heiligabend, vergedeudet nicht die Zeit vor dem besudelnden TV, sondern setzt euch an den Tisch und packt die Spielesammlung aus. Beschäftigt euch wieder mehr miteinander und nicht nebeneinander.

Ich wünsche Euch eine friedvolle Adventszeit und vor allem sehr viel Freude wenn der Nikolaus mit seinem Kramperl oder Buttnmandl nächste Woche zu Euch kommt.

In Demut, Dankbarkeit und Liebe,

Euer Hannes

Logo

© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.